Smart Homes sollten ihren Bewohnern das Leben erleichtern. Der Einstieg in die vernetzte Welt von morgen ist dabei nicht einmal teuer.
Seit IBM 1996 mit dem Handy „Simon“ das erste rudimentäre Smartphone auf den Markt brachte, arbeiten Ingenieure und Techniker an Lösungen für ein vernetztes Wohnen, um das Leben bequemer uns sicherer zu machen. Jetzt, nach fast 20-jähriger Forschung und Entwicklung, sind eine ganze Reihe ausgereifter Produkte am Markt, um das Smart-Home, das intelligente Heim, Realität werden zu lassen.
Der Einstieg in das komfortable Leben ist inzwischen nicht einmal mehr besonders teuer. Starterpakete gibt es bereits für 300 bis 500 Euro. Sie umfassen meist ein Hauptsteuerelement sowie einzelne Regler für Heizung, Telekommunikation, Unterhaltungs- und Küchenelektronik.
Nach einer neuen Studie des US-Research-Instituts IHS Technology werden 2018 weltweit 45 Millionen Smart-Home-Anwendungen installiert sein und deren Hersteller damit in jenem Jahr voraussichtlich 9,3 Milliarden Euro umsetzen.
Die neuen Geräte sind inzwischen leicht zu bedienen und müssen nicht mehr kompliziert programmiert werden, wie in der Anfangsphase der Entwicklung, wo es Stunden dauerte, um Steuerelemente und Regler miteinander zu vernetzen. Darüber hinaus bieten die neuen Apparate einen immer größeren Nutzwert.
Ein Beispiel dafür sind die Spezialität des US-Unternehmens Nest: die intelligenten Thermostate. Sie können per Smartphone ferngesteuert werden und regulieren Heizung und Klimaanlage. In den USA hat Nest zusammen mit dem Automobilhersteller Daimler eine neue Software entwickelt. Sie erkennt anhand der Verkehrsdaten aus den Navigationssystemen von Mercedes-Limousinen, wie lange die Fahrt des Besitzers nach Hause dauern wird und reguliert die Thermostate automatisch so, dass die Zimmer die gewünschte Temperatur bei der Ankunft haben. Auf diese Weise lassen sich unnötige Kosten für die Heizung oder Klimaanlage sparen.
Diverse Hersteller bieten Schalter an, mit denen Lampen, Stereoanlagen, Fernseher und sogar Beregnungssysteme für den Garten per Smartphone ferngesteuert werden können. Bevor die Bewohner durch die Haustür treten, gehen die Lichter in den ausgewählten Zimmern an und das Radio spielt. Darüber hinaus gibt es Schutzsysteme, die per App melden, wenn Türen oder Fenster aufgebrochen werden oder die Wasserleitungen im Winter wegen einer defekten Heizung oder zu geringen Heizölmengen im Tank zu platzen drohen.
Eine Reihe von Küchengeräteherstellern arbeitet an Kühl- und Vorratsschränken, die mit internen Kameras die Nahrungsmittelvorräte ständig überwachen und Alarm schlagen, wenn einzelne Produkte mal zu Neige gehen.
Das Dortmunder Unternehmen Smart Living, im Januar hervorgegangen aus einem Ableger des Frauenhofer-Instituts für Software und Systemtechnik, entwickelt service-Wohnportale, über die ältere und pflegebedürftige Menschen per PC, Tablet oder Smartphone Kontakt mit den Nachbarn, Betreuern und Dienstleistern halten können. Über eine App kann dann der Hausmeister gerufen werden, wenn eine Glühbirne ersetzt werden muss oder der Wasserhahn tropft.
Die rasanten Fortschritte in der Entwicklung lassen nun auch die großen Technologiekonzerne in das Smart-Home-Geschäft einsteigen. Apple hat mit einen eigenen KomeKit tech entwickelt, mit dem Schalter über die Siri-Spracherkennung neuerer iPhones mit dem Betriebssystem IOS 8 direkt angesteuert werden können. Mit dem Zuruf „Gute Nacht“ können automatisch Lampen, Fernseher und Stereoanlage ausgeschaltet und die Jalousien heruntergelassen werden. Auf den Befehlt „Guten Morgen“ öffnen sich die Fenster wieder und die Kaffeemaschine springt an. Der Softwareriese Microsoft arbeitet daran, seine Spielekonsole Xbox in eine Smart-Home-Basisstation auszubauen, über die sich per App auf Smartphones mit Windows-Betriebssystem elektronische Geräte in Häusern und Wohnungen steuern lassen.
Bislang sind die Verbraucher von den Aussichten auf ein bequemes Leben weit weniger begeistert als die Hersteller.
Die Gründe dafür hat Immonet in einer Umfrage ermittelt: Dabei waren sich zwar 40 Prozent der 1011 Teilnehmer im Alter von mehr als 18 Jahren einig, dass sich durch die neue Technologie die Energieeffizienz von Häusern und Wohnungen optimieren lasse. 33 Prozent der Befragten sind sogar bereit, für ein Haus oder eine Wohnung mit Smart-Home-Ausstattung einen höheren Kaufpreis oder einen Mietaufschlag zu zahlen. Allerdings hegen 56 Prozent der Umfrageteilnehmer zum Teil erhebliche Bedenken gegenüber der neuen Technik: 41 Prozent der Skeptiker wollen sich nicht von der digitalen Technik abhängig machen. Ein knappes Drittel befürchtet um den Datenschutz. Ihre größte Sorge: Unternehmen können die Sensoren nutzen, um ihre Lebens- und Konsumgewohnheiten zu überwachen.
Ob am Ende die Angst der Konsumenten vor der totalen Überwachung oder die Bequemlichkeit, die die neue Technik bietet, siegen wird, kann nur die Zukunft zeigen.
Quelle: Die Welt