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Elektrische Anlage im Altbau: Sicherheit geht vor

Veraltet, unzureichend, lebensgefährlich – so das Bild der Elektroinstallationen in vielen Altbauten. Und Altbauten sind keine Seltenheit: In Deutschland sind laut Statistischem Bundesamt circa 10,87 Millionen Wohnungen 60 Jahre alt und rund 29 Millionen älter als 30 Jahre. Entspricht die Elektroinstallation nicht den heutigen Standards, hat das nichts mit Altbau-Romantik zu tun. Eine veraltete Elektroinstallation kann vielmehr für die Bewohner schnell zur Gefahr werden. „Elektroinstallationen unterliegen, wie alle technischen Systeme, einem gewissen Verschleiß. Nach etwa 30 bis 40 Jahren hat eine Elektroinstallation das Ende ihrer Lebensdauer erreicht“, weiß Hartmut Zander von der Initiative ELEKTRO+. Die Betriebs- und Sicherheitsanforderungen aus ihrer Entstehungszeit sind bei den meisten Altbauten überholt. „Lebensrettende Schutzleiter und Fehlerstrom-Schutzschalter (FI) gehören noch nicht lange genug zum Standard und fehlen deshalb häufig“, so Zander. In älteren Wohngebäuden sollte also unbedingt festgestellt werden, ob die Elektroinstallation den Betriebs- und Sicherheitsanforderungen der heutigen Zeit entspricht. Wenn nicht, heißt es: Modernisieren, nachrüsten und verändern, bis das aktuelle Sicherheitsniveau erreicht ist – insbesondere dann, wenn sowieso Modernisierungsarbeiten geplant sind. Ein Elektrofachmann prüft den Zustand der Installation und informiert über die Möglichkeiten für Um- und Nachrüstung. Wenn in bewohntem Zustand saniert werden soll, ist eine gute Planung besonders wichtig.

Kabelbrand vorbeugen – Leitungen erneuern

Alte Elektroleitungen können problematisch sein. Ihre Isolierung kann derart gealtert sein, dass sie spröde und brüchig wird. In diesem Fall drohen Kurzschlüsse, Stromschläge und Kabelbrand. „Dazu kommt, dass es früher noch keine Normen für die Verlegung der Kabel gab“, ergänzt der Experte von ELEKTRO+. „In manchen Wohnungen sind die Leitungen kreuz und quer in den Wänden verlegt.“ Das kann beim Bohren gefährlich werden. Werden bei der Erneuerung des Leitungssystems die Kabel normengerecht verlegt, besteht diese Gefahr nicht mehr.

Zu wenige Steckdosen in Altbauten

Ein weiteres Zeichen für eine unzureichende Elektroinstallation ist die Zahl der Steckdosen. In vielen Altbauten befinden sich viel zu wenige Steckdosen, um die heutige Art der Nutzung von Elektrogeräten zu ermöglichen. Die Folge: Steckdosenleisten kommen zum Einsatz. Dadurch sind jedoch mehr Elektrogeräte gleichzeitig an einem Stromkreis in Betrieb, als für diesen gut ist. Im besten Fall schaltet die Sicherung ab. Tut sie das nicht werden sich die elektrischen Leitungen – insbesondere auch die der Steckdosenleiste – übermäßig erhitzen. Ein Schwelbrand ist eine der möglichen Folgen. Solche Schwelbrände und defekte Hausgeräte verursachen bis zu 15 Prozent der Wohnungsbrände in Deutschland. „Die Verwendung von Steckdosenleisten darf keine Dauerlösung sein – schon gar nicht, wenn mehrere hintereinander gesteckt werden“, warnt Zander. „Neue, fest installierte Steckdosen sind nötig und dazu braucht es eine ausreichende Zahl von Stromkreisen.“

Mehrere Stromkreise sind beispielsweise in der Küche notwendig: Einen Festanschluss mit eigenem Stromkreis benötigen der Elektroherd, der Dampfgarer und Kochfelder in Einbauküchen, die nicht mit dem Backofen in einem Kombigerät integriert sind. Wie viele Steckdosen und Stromkreise für die einzelnen Räume heute in Wohngebäuden notwendig sind, beschreibt die Richtlinie RAL-RG 678. Der Anwender wählt hierbei aus insgesamt sechs Ausstattungsstufen die für ihn geeignete und notwendige aus. Hierbei sollte unbedingt auf die leichte Erweiterbarkeit der Elektroinstallation für künftige Anforderungen durch Verwendung von Elektroinstallationsrohren Wert gelegt werden.

Sicherheit geht vor Bestandsschutz

Zahlreiche Eigentümer berufen sich bei Modernisierungen auf den Bestandsschutz: Eine bauliche Anlage, die einmal legal war, darf auch dann weiter genutzt werden, wenn die Anforderungen sich verändert haben. Trotzdem sollte die Sicherheit im Vordergrund stehen und ein Fachmann zur Prüfung der Elektroinstallation im Altbau hinzugezogen werden. Dieser klärt, in wieweit die elektrische Anlage komplett oder in Teilen angepasst werden muss oder ob sie bedenkenlos unverändert weiterbetrieben werden darf. Im Zweifelsfall gilt: Anpassung geht vor Bestandsschutz und für elektrische Anlagen, die älter als 40 Jahre sind, kann der Bestandsschutz grundsätzlich nicht mehr geltend gemacht werden. Fachliche und rechtliche Tipps dazu gibt die Initiative ELEKTRO+ in der Broschüre „Elektroinstallation im Spannungsfeld von Anpassung und Bestandsschutz“.

 

Quelle: ELEKTRO+